Christopher Strautmann | Foto: Lucia Hofmaier
Chris kam Anfang 2023 zu uns, um in einem sechswöchigen Praktikum Einblick in die Arbeit der Stiftung zu bekommen. Dabei hat er sich so unentbehrlich gemacht, dass wir ihn gefragt haben, ob er nicht länger bleiben möchte. Nun unterstützt er in Lörrach die Teams vom Werkraum Schöpflin und dem Quartiersentwicklungsprojekt FABRIC, vor allem bei Workshops und Projekten mit jungen Menschen sowie in der Öffentlichkeitsarbeit.
1. Chris, was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit bei der Schöpflin Stiftung?
Chris: Sie ist abwechslungsreich, mir werden viele Freiräume gelassen und es herrscht ein sehr angenehmes und vertrauensvolles Klima. Besonders gefällt mir die Arbeit mit Kindern. Durch Kinder erfährt man einfach eine ganz andere, direkte Art der Wertschätzung. Mich freut es immer total, wenn ich bei den Workshops auftauche und die Kinder alle meinen Namen rufen. Außerdem lerne ich viel, auch darüber, wie wir miteinander umgehen. Vor kurzem hatten wir im Werkraum z. B. so ein Schulprojekt. Da war ein Junge, der war ziemlich wild und offensichtlich der Anführer in der Klasse. Ich habe ihm gesagt, dass er etwas aufräumen soll. Das hat er dann auch gemacht. Und dann ist er an mir vorbeigelaufen und ich habe ihm zugerufen: »Hey, ganz lieben Dank dafür!« Daraufhin hat er sich umgedreht und mich ganz ungläubig angeschaut. Er war offenbar überrascht davon, dass sich jemand bei ihm bedankt. Und ich dachte: Cool, durch ein kleines Danke hier und da, kann man vielleicht schon einen Unterschied machen. Das fand ich einen lehrreichen und guten Moment.
2. Du machst den Eindruck, als würdest Du gerne Dinge austesten. Wann warst Du denn das letzte Mal in Deinem Leben richtig mutig?
Chris: Das war wohl tatsächlich erst vor kurzem. Mit der Entscheidung, meine Zelte in Köln abzubrechen, nach Lörrach zu ziehen und etwas ganz anderes zu machen als ich bis dahin dachte, machen zu wollen. Ich habe ursprünglich eine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen und acht Jahre in einem Unternehmen gearbeitet. Das war anfangs auch toll, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sich in meiner Arbeit alles nur noch wiederholt und ich nichts Neues mehr dazulerne. Außerdem hat mir in meinem beruflichen Kontext Kreativität gefehlt. Deshalb habe ich mich entschieden, Marketing zu studieren. Ich dachte, dann ist zumindest das Arbeitsumfeld später etwas inspirierender. Für das Studium habe ich neben der Arbeit mein Abi nachgeholt. Aber im vierten Semester an der Uni habe ich gemerkt, dass es das auch nicht ist. Vor allem die Qualität der Lehre hat mich enttäuscht, es hat sich angefühlt wie Zeitverschwendung. Mein Wunsch, etwas wirklich Sinnvolles zu machen, wurde stärker. Daher habe ich mich nach Praktika im sozialen Bereich umgesehen und bei der Schöpflin Stiftung angefragt. Parallel dazu habe ich mich um einen Praktikumsplatz in Köln bemüht und ihn auch bekommen. Nachdem meine sechs Wochen Praktikum in Lörrach um waren, wurde ich dann gefragt, ob ich nicht länger bleiben möchte. Nach einer kurzen, intensiven Bedenkzeit habe ich entschieden, es auszuprobieren und das Praktikum in Köln wieder abgesagt. Nun freue ich mich auf ein weiteres Jahr bei der Stiftung und bin gespannt, was darauf folgt!
3. Du musstest also gerade ein paar große Richtungsentscheidungen in Deinem Leben treffen. Gibt es etwas, das Dir bei solchen Entscheidungen hilft?
Chris: Bei großen Entscheidungen ist es doch so: Entweder überwiegt die eine Seite ganz klar, dann weiß ich, welchen Weg ich gehe – oder ich zweifle. Und wenn ich mich zwischen zwei Optionen schwer entscheiden kann, dann sind beide gleich schlecht oder gleich gut. Ich kann mich also gar nicht falsch entscheiden. Deswegen zögere ich nicht lange und schaue auch nicht zurück!
Lieber Chris, vielen Dank für Deine Zeit! Was uns an der letzten Antwort von Chris besonders gut gefällt: Mit dieser Einstellung lebt er einen der Leitsprüche seines Großonkels Hans Schöpflin, der gerne den für seine ebenso schrägen wie klugen Lebensweisheiten berühmten amerikanischen Baseballspieler Yogi Berra mit den Worten zitiert: »If you come to a fork in the road, take it!« In diesem Sinne: Augen zu und durch (mutig bleiben) …!
Christopher Strautmann ist der Enkel von Heidi Junghanss – Schwester von Hans und Albert Schöpflin und gemeinsam mit ihren Brüdern Gründungsstifterin der Schöpflin Stiftung.
Dieser Beitrag ist in unserem Newsletter vom Juli 2023 erschienen. Keine Ausgabe mehr verpassen? Hier geht es zur Newsletter-Anmeldung.