Gerhard Schick | Foto: Finanzwende e.V.
Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Bürgerbewegung Finanzwende haben wir Gerhard Schick, ihren Mit-Initiator sowie geschäftsführenden Vorstand, gebeten, uns in drei Antworten zu erklären, warum sein Einsatz für für ein faires Finanzsystem so wichtig ist.
1) Lieber Herr Schick, Sie haben zum Jahreswechsel 2018/19 Ihr Bundestagsmandat niederlegt, um sich mit der mächtigen Finanzlobby anzulegen. Wieviel Wut hat Sie dieser Schritt gekostet – und wieviel Mut?
Mir war am Anfang gar nicht so richtig klar, was das für ein krasser Schritt ist, dass das auch noch nie ein Abgeordneter gemacht hatte. Das wurde mir erst so nach und nach bewusst. Entscheidende Motivation war, nach so vielen Niederlagen gegen die Finanzlobby endlich das Kräfteverhältnis zu verändern. Wenn Verfassungsgerichtsurteile zur Seite geschoben werden, weil Milliardäre ihre Privilegien bei der Erbschaftsteuer verteidigen wollen, dann kann man doch als Abgeordneter nicht einfach so weitermachen. Und motiviert haben mich auch immer persönliche Begegnungen mit Menschen, die viel verloren haben durch Finanzbetrug, oder mit Whistleblowern oder Expert*innen, die mir empört aus dem Innern dieses Finanzsektors berichtet haben, von Gier und Überheblichkeit und Kriminalität.
2) Was sollte jedes Kind über Geld wissen oder lernen?
Es ist schon wichtig, dass Menschen wissen, wie Geld funktioniert. Und dass ein Angebot für Kredit oder Finanzanlage, das sich so viel besser anhört als andere, wahrscheinlich einen üblen Haken hat. Mir ist es aber wichtig, dass man nicht alles in die Eigenverantwortung schiebt. Viele Finanzprodukte werden extra so kompliziert gestaltet, damit sie niemand versteht. Da kann man noch so viel Finanzbildung veranstalten, dieses Expertenlevel wird man nie erreichen können. Deswegen setzen wir uns dafür ein, den Finanzmarkt und seine Regeln so zu gestalten, dass nicht jede*r Expert*in sein muss, sondern auch ganz normale Menschen nicht über den Tisch gezogen werden.
3) Wenn Sie der Erbe eines Vermögens wären, was würden Sie mit dem Geld machen?
Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht oder machen müssen. Mein Vater hätte gesagt: »Da hast Du bei der Auswahl Deiner Eltern wohl nicht richtig aufgepasst.« Aber wenn ich mich auf den Gedanken mal einlasse: Wahrscheinlich würde ich – neben ein, zwei ökologischen oder kulturellen Projekten – tatsächlich das Geld genau dafür einsetzen, woran ich auch heute arbeite, ein Gegengewicht zur Lobby des großen Geldes, zur Finanzlobby aufzubauen. Denn Klimaschutz und faire Entwicklungschancen für alle, auch die Sicherung von Freiheit und Demokratie haben keine Chance, solange wir nicht mit ausreichend Power denjenigen entgegentreten, die fast alles auf dieser Welt nur als eine Möglichkeit sehen, um aus Geld noch mehr Geld zu machen.
Dieser Beitrag ist in unserem Newsletter vom Oktober 2023 erschienen. Keine Ausgabe mehr verpassen? Hier geht es zur Newsletter-Anmeldung.