Wie russische Exilmedien die Zensur umgehen: Studie des JX Fund

Wie russische Exilmedien die Zensur umgehen: Studie des JX Fund

Unabhängige Medien gibt es seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nicht mehr in Russland. Sie wurden auf Linie gebracht, geschlossen oder haben selbst ihren Betrieb eingestellt, um einer Schließung zuvorzukommen. Derzeit baut die russische Führung ein Modell der digitalen Zensur auf. Eines ihrer wichtigsten Ziele: Russische unabhängige Medien im Exil. Wie es um sie steht, hat jetzt der JX Fund in der Studie »Locking Down the Windows« zusammengefasst.

Exilmedien – Medien, die aus dem Ausland berichten – sind häufig die einzigen unabhängigen Stimmen, die ein Publikum im Heimatland und in der Diaspora noch erreichen können. Damit diese Medien und ihre Macher:innen nach ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisenregionen ihre Arbeit im Exil schnell und flexibel fortsetzen können, wurde der JX Fund 2022 von Reporter ohne Grenzen, der Rudolf Augstein Stiftung und der Schöpflin Stiftung ins Leben gerufen. Exilmedien haben aber noch eine weitere wichtige Funktion: Sie sind Informationsquelle für die russische Zivilgesellschaft und Partner für die westliche Berichterstattung: Ohne sie hätten viele Medien auf der Welt Mühe, über die Ereignisse in diesen zumeist abgeschotteten Ländern zu berichten.

Rund 70 Exilmedien berichten im Web und auf Social Media
Die Studie »Locking Down the Windows« zeigt auf, welches große Ungleichgewicht im Informationsangebot für russische Bürger:innen herrscht: Während der Kreml Schätzungen zufolge im Jahr 2024 über zwei Milliarden Euro für Desinformation, Propaganda und Zensur ausgibt, ist das Budget für Exilmedien deutlich kleiner. Die rund siebzig unabhängigen russischen Exilmedien, die der JX Fund für die Studie untersucht hat, verfügen dagegen im gleichen Zeitraum über ca. 41 Millionen Euro. Über Websites, YouTube, TikTok oder Telegram erreichen sie Millionen Menschen.

Die Journalist:innen müssen daher innovativ und beweglich bleiben und immer neue Finanzierungsquellen erschließen. Wie die Studie bilanziert, bleiben russische Exilmedien trotz großer Reichweite und ausgeklügelter Technologien verwundbar. Während die russischen Behörden ihren Werkzeugkasten für die Zensur aufrüsten, entwickeln auch Exilmedien digitale Lösungen, um eben diese Zensur zu umgehen – von »magic links« bis hin zu Browser-Erweiterungen. Daher brauche es eine stabile und breite Unterstützung für russische Exilmedien durch eine Vielzahl von Akteur:innen – zu denen im Idealfall auch große Technologieunternehmen zählen sollten.

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