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Porträt der CORRECTIV-Geschäftsführerin Jeannette Gusko
CORRECTIV-Geschäftsführerin Jeannette Gusko | Foto: Ivo Mayr

»Drei Antworten von …«: Jeannette Gusko (CORRECTIV)

Die Recherche »Geheimplan gegen Deutschland« unseres Förderpartners CORRECTIV hat enorme Wellen geschlagen und zu den größten Demonstrationen geführt, die es in Deutschland je gegeben hat. Wir haben bei CORRECTIV-Geschäftsführerin Jeannette Gusko nachgefragt, wie es ihr und dem Team damit geht und was sie sich jetzt wünschen.

 

Liebe Jeannette, Du bist seit eineinhalb Jahren Geschäftsführerin von CORRECTIV. Vorher hast Du maßgeblich zum Auf- und Ausbau der Spendenplattformen GoFundMe und Change.org beigetragen. Was treibt Dich an und was hat Dich zu CORRECTIV geführt?

Ich widme mich nun seit über einem Jahrzehnt beruflich wie im Ehrenamt der Aufgabe, robuste zivilgesellschaftliche Organisationen zu bauen. Es ist mein Ziel, langfristig, feministisch und sozialunternehmerisch systemische gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Als die Gesellschafter*innen von CORRECTIV auf mich zukamen, wurde in den Gesprächen schnell klar: Hier möchte ich wirken. Hier stimmt die gesellschaftliche Mission, die wir noch einmal akzentuiert haben: Demokratie stärken mit den Mitteln des gemeinnützigen Journalismus, der Medienbildung sowie unabhängiger Technologie. In den vergangenen 18 Monaten haben wir den Ausbau zu einem gemeinwohlorientierten und resilienten Medienhaus vollzogen und sind fit für die Herausforderungen des Superwahljahrs 2024 sowie des Bundestagswahljahrs 2025.

Die CORRECTIV-Recherche »Geheimplan gegen Deutschland« hat eine enorme Welle an Demonstrationen und Protesten gegen Rechtsextremismus ausgelöst. Habt ihr mit so einer großen Resonanz auch nur annähernd gerechnet?

Der Wille, sich für eine starke Demokratie einzusetzen, war längst da. Wir wussten, dass die Recherche politisch brisant ist. Doch was jetzt geschieht ist sicherlich einzigartig in der Geschichte der Bundesrepublik. Wann hat eine Recherche eine derart breite und vielfältige zivilgesellschaftliche Bewegung ausgelöst, in der Millionen Menschen auf die Straße gehen? Und Helene Fischer positioniert sich gegen Rechtsextremismus. Das ist groß. Wir sind natürlich überwältigt von den Ermutigungen und dem Engagement so vieler, die diese Recherche zum Anlass nehmen, um gegen menschenfeindliche Pläne auf die Straße zu gehen. Jetzt geht unsere Arbeit weiter. 2024 liegt ein Superwahljahr vor uns, jetzt gilt es, unser demokratisches Miteinander zu stärken. Wir bei CORRECTIV wissen, worauf es ankommt, wir sind effektiv und bereit für mehr.

Die Zahl der Menschen, die ein Zeichen setzen wollen, ist überwältigend und macht Mut. Aber was sollte jetzt darauf folgen? Was wünscht Ihr euch von Politik, Zivilgesellschaft – und vielleicht auch Stiftungen?

Gleichgültigkeit gefährdet Demokratie und Pressefreiheit. Für die Zivilgesellschaft, insbesondere für die bürgerliche Mitte wäre jetzt die Zeit gekommen für ein neues Hobby: Demokratie. Wie insbesondere die kommenden zwei Jahre ausgehen, hängt auch davon ab, wie viele Menschen in unserem Land sagen, ich nehme mir jetzt etwas Zeit in meinem stressigen Alltag und mache etwas für die Demokratie.

Für Unternehmen, demokratische und juristische Institutionen, politische Organisationen, die Verwaltung, Kultureinrichtungen, Sporteinrichtungen bedeutet das: Jetzt ist der Moment, um ihre effektivsten Strategien, um Demokratie zu schützen, mit voller Kraft umzusetzen. Sie können jetzt die beste, verantwortungsvollste und rechtschaffenspflichtige Arbeit ihres Lebens zeigen.

An Stiftungen gerichtet ist uns folgendes wichtig: Macht nicht einfach weiter wie bisher. Jetzt ist die Zeit um mutig zu sein und diese neue Kraft, die gerade in der Zivilgesellschaft entsteht, bestmöglich und unbürokratisch zu unterstützen. Und wenn ihr schon im Bereich Demokratie fördert, dann geht auf eure Geförderten zu und fragt sie, was ihnen jetzt am meisten helfen würde. Schnelle und unbürokratische Hilfe ist, insbesondere, wenn es um Sicherheit und mentale Gesundheit in Drucksituation geht, lebenswichtig. Auch von Förderkonsortien und Sondertöpfen brauchen wir mehr, als derzeit in der deutschen Stiftungslandschaft verfügbar ist. Es muss dringend möglich werden, bestehende jahrelang getestete Projekte mit Anschlussförderung zu skalieren. Jetzt ist der Zeitpunkt, um zu verstetigen und zu konsolidieren, was wirkt. Strukturförderung ist jetzt für viele Akteure die wichtigste Unterstützung. Für uns als gemeinwohlorientiertes Medienhaus und Mit-Initiator des Forum Gemeinnütziger Journalismus ist zudem wichtig: Stiftungen sollten sich unserer Forderung anschließen und politisch daran arbeiten, Journalismus endlich als gemeinnützigen Zweck in der Abgabenordnung anzuerkennen.


Dieser Beitrag ist in unserem Newsletter vom Februar 2024 erschienen. Keine Ausgabe mehr verpassen? Hier geht es zur Newsletter-Anmeldung.

 

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