Auf dem diesjährigen StiftungsTag haben sich Stiftungen aus unterschiedlichen Perspektiven mit den Chancen und Herausforderungen unserer Demokratie auseinandergestzt. Arbeitskreise des Bundesverbands stellten Ergebnisse zu verschiedenen Themen wie Geschlechtergerechtigkeit vor, es wurde zu Workshops eingeladen, an denen sich Stiftungsmitglieder aus ihrer täglichen Praxis austauschen konnten, und es wurde über ganz konkrete Fragen diskutiert, z.B. über Entscheidungsfindungsprozesse in Stiftungen.
Hier können Sie einige Eindrücke von Veranstaltungen nachlesen, an denen die Schöpflin Stiftung teilgenommen hat.
»Bürgerrat Demokratie« – mit Dorothee Vogt, Programmleitung Wirtschaft & Demokratie
Gleich zu Beginn des Stiftungstages zum Thema »Unsere Demokratie« konnten wir die Gelegenheit nutzen ein neues Demokratie-Experiment, welches wir gemeinsam mit Mehr Demokratie e.V. wagen, vorzustellen. Nach dem Vorbild der irischen Citizens' Assembly wird Mehr Demokratie e.V. diesen Sommer zunächst in sechs Regionalkonferenzen und einer auf Bundesebene eine zufällige Auswahl von Bürger*innen zusammen bringen, die in möglichst heterogenen Gruppen (Faktoren sind z.B. Wohnort, Geschlecht, Alter) die Frage diskutieren, ob unsere bewährte parlamentarische Demokratie durch direkte Bürgerbeteiligung erweitert werden soll. »Jeder soll in die reale Lage versetzt werden teilzunehmen« erklärt Roman Huber, Geschäftsführender Vorstand unseres Förderpartners Mehr Demokratie e.V. und wartet damit nicht länger auf die Einsetzung einer Expertenkommission, die sich laut aktuellem Koalitionsvertrag ebenfalls dieser Frage widmen wollte. In wie weit Bürger*innen nun hier zu Expert*innen werden können, ist die spannende Frage. Wir freuen uns auf das Experiment und seine Folgen, denn die Ergebnisse der Diskussion, in Form des Bürgergutachtens, werden am Ende zurück in den Bundestag zu unseren gewählten Volksvertreter*innen gespielt.
»Machen neue Finanzierungsmodelle Journalismus unabhängiger?« – mit Lukas Harlan, Programmleitung gemeinnütziger Journalismus
»Sehen Sie die aktuellen Entwicklungen im Journalismus mit Sorge oder Optimismus?«; öffnete Stephanie Reuter, Geschäftsführerin der Rudolph Augstein Stiftung und Moderatorin der Veranstaltung, die Diskussion. Mit Journalist*innen und Förder*innen tauschte Sie sich 90 Minuten aus, geleitet von der Frage: »Machen neue Finanzierungsmodelle Journalismus unabhängiger?« Neben Unabhängigkeit, stellte sich in der Diskussion heraus, dass auch Glaubwürdigkeit und die Organisationskultur eine entscheidende Rolle in der Neugestaltung unserer Medienlandschaft spielen. Nicht ganz einig war sich das Podium über die Frage, ob wir den Verfall vieler klassischer Medien bedauern müssen. Die Sorge um die Zukunft des Journalismus ist jedoch bei allen groß und es herrscht Einigkeit, dass wir mehr innovative Lösungen brauchen und mehr Unterstützung - und das vor allem bald.
DEMOKRATIE. BESSER. MACHEN. – mit Tim Göbel, Geschäftsführender Vorstand
Auf Einladung der Initiative Offene Gesellschaft stellte sich Tim Göbel der Frage »Welche Finanzierung braucht innovative Demokratiearbeit?«. Die Antwort der Projektvertreter*innen war prompt – Förder*innen sollen mit Ihnen gemeinsam ein Projekt begleiten, offen sein für Fehlerkultur und daraus folgende neue Lösungsansätze. Den Förderprozess als iterativen Prozess zu verstehen ist jedoch nicht die einzige Maßnahme, zudem wurde für größere Offenheit zum Austausch auf beiden Seiten und stärkere intelligente Formen der Kooperation – vor allem im digitalen Zeitalter, plädiert. Das Thema der Entwicklung einer Demokratie ist kein altes, erklärte Tim Göbel und wies darauf hin, dass Lösungen bereits auf dem Tisch liegen »Jetzt müssen wir Sie ausprobieren«. Wir das sind wir alle in einer aktiven Zivilgesellschaft.
Förderstiftungen in der Praxis – mit Constanze Wehner, Programmleitung Schule & Entwicklung
Eröffnet wurde die Veranstaltung des Forum Förderstiftungen durch eine energische Keynote von Romy Krämer, Geschäftsführerin der Guerilla Foundation. Sie forderte Förderstiftungen auf mutig zu sein, die eigenen Prozesse zu demokratisieren. Dabei erwähnte Sie auch die Schöpflin Stiftung und das partizipative Stadtplanungsprojekt FABRIC als ein positives Beispiel für einen Schritt in die richtige Richtung – die Richtung des Zuhörens. Ermutigt durch die Botschaft im Kleinen anzufangen, konnten die Teilnehmer*innen sich dann in Tischgruppen zusammenfinden, um miteinander über die jeweilige Förderpraxis ins Gespräch zu kommen. Unsere Programmleiterin Constanze Wehner bot dazu einen Tisch zum Thema Capacity Building an, um sich mit anderen Förder*innen auszutauschen, wie man statt oder über die finanzielle Förderung hinaus Förderpartner*innen sinnvoll begleiten kann.
Entscheidungsfindung in gemeinnützigen Organisationen – Einblicke in die Blackbox
ausgerichtet von der Schöpflin Stiftung
Mit einem fast vollbesetzen Saal startete die Veranstaltung mit der Frage »Wie wird in Stiftungen eigentlich über Förderungen entschieden« in einen spannenden Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus sehr unterschiedlich arbeitenden Organisationen. In der Diskussion wurde deutlich, dass Entscheidungsfindung mit einer grundsätzlichen Haltung der Organisation zu tun hat. Hierarchie und Verantwortung spielen genauso eine wichtige Rolle, wie die Frage nach dem Abhängigkeits- und Machtverhältnis, wenn z.B. fördernde und geförderte Organisationen aufeinander treffen. Gerade an dem Beispiel von abgelehnten Förderanträgen und die Mitteilung dessen werde deutlich, wie transparent eine Organisation mit Antragssteller*innen ins Gespräch gehe und welche Lernchancen sich aus einer solchen Entscheidungsfindung für beide Seiten ergeben könnten. Die angeregte Diskussion zwischen den Panelists und dem Publikum wurde von Moderator Manuel Hartung treffend in Begriffen der Selbstverpflichtung von Stiftungen zusammengefasst, unter anderem sollten sich Stiftungen zu mehr Transparenz, einer gemeinsamen Vision (und dem Mut diese immer wieder zu hinterfragen und zu erneuern), zum konstruktiven Streit und besonders dem gegenseitigen Lernen verpflichten.
Wagnis und Wirkung. Eine ungewöhnliche Stifterperspektive - Gespräch mit Felicitas von Peter und Hans Schöpflin, Stifter und Vorstand
Felicitas von Peter ist seit Jahren in der Stiftungswelt unterwegs und kennt durch ihr eigenes Engagement mit »Active Philanthropy« viele Stiftungen. Gleich zu Beginn des Gesprächs ordnet sie die Herangehensweise und Arbeit der Schöpflin Stiftung als eine ein, die sich mutig den großen Themen der Zeit widmet und mit ihrer pragmatischen Herangehensweise es auch nicht scheut, Neues auszuprobieren. Unternehmer und Stifter Hans Schöpflin berichtet dem interessierten Publikum von seinem Werdegang und welche Rolle er philanthropischem Engagement zuspricht. Aus seinen unternehmerischen Tätigkeiten in den USA hat er gelernt, dass »neben dem Nehmen auch das Geben« dazugehört. Die Stärkung der Demokratie ist für ihn der Leitbegriff seiner philanthropischen Motivation und ist das davon überzeugt, dass Missständen nicht mit schnellen Lösungen zu beheben sind. Vielmehr sollten Stiftungen die Ursachen von Lücken erforschen und anhand ihrer Erkenntnisse gemeinsam mit anderen Lösungen anstreben, die wirklich einen Systemwandel anstoßen. Seine Erfahrung als Unternehmer bringt er durch seine Risikobereitschaft ein, indem er gerade auch neue oder junge Organisationen fördern möchte und betont dabei, dass ihm die Suche nach kreativen und experimentellen Lösungswegen sogar Spaß macht. Um aber gemeinsam eine gute Lösung zu finden, braucht es den respektvollen Dialog auf Augenhöhe. Für die deutsche Stiftungslandschaft wünscht sich Schöpflin, dass Stiftungen mehr Mut für Neues aufbringen und durch ihre Arbeit eine klare Haltung gegenüber bestimmten Themen einnehmen.
Die Republik der Philanthropen – Irrweg oder Ausweg?
mit Hans Schöpflin, Stifter und Vorstand
Vertreter und Vertreterinnen aus Forschung, gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen haben sich in dieser Podiumsdiskussion über die Zukunft der Philanthropie ausgetauscht und darüber diskutiert, welche Rolle Menschen mit Stiftungsvermögen gegenüber der Gesellschaft einnehmen sollen. Dabei ging es vor allem auch um die Frage, inwiefern gerechtfertigt sei, dass Vermögende durch philanthropische Tätigkeit in politische Debatten eingreifen dürften. Zugleich wurde auch betont, dass Stiftungen durch ihre staatliche Unabhängigkeit gerade dort agieren könnten, wo staatliche Institutionen mühsame Prozesse voraussetzen. Hans Schöpflin plädierte dafür, dass sich Stiftungen vor allem für einen bottom-up-Prozess starkmachen und sich bei der Unterstützung von zivilgesellschaftlichem Engagement zusammentun sollten. Matthias Fiedler von der Bewegungsstiftung fragte »was heißt Geben für den sozialen Wandel?« und brachte damit auf den Punkt, womit sich Philanthropie von heute und morgen auseinandersetzen sollte.