Am 20. September war Eckart von Hirschhausen auf Einladung der Schöpflin Stiftung zu Gast in Lörrach. Vormittags hat er vor rund 300 Schüler*innen über seinen Einsatz für den Klimaschutz gesprochen und am Abend noch einmal vor fast 800 Interessierten in der Sporthalle Brombach. Die Veranstaltung war zugleich der Auftakt für die neue Themenreihe des Werkraums Schöpflin: »Proteste – Kleben. Häkeln. Demonstrieren«.
Rund 30 Jahre lang hat Eckart von Hirschhausen Menschen auf der Bühne zum Lachen gebracht. Dabei hatte der Mediziner, Kabarettist, Moderator und Wissenschaftsjournalist mit dem Thema Gesundheit schon immer ein durchaus ernstes Anliegen. Auch abseits seiner Bühnenprogramme hat er Humor und Leichtigkeit in Bereiche gebracht, die viele lieber meiden oder verdrängen. So engagiert sich seine Stiftung Humor hilft Heilen seit 15 Jahren in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Hospizen. Anfang 2020 hat er mit Gesunde Erde – Gesunde Menschen eine zweite Stiftung gegründet, die sich auf die »größte Gesundheitsbedrohung des 21. Jahrhunderts« konzentriert: die Klimakrise.
Initialzündung zur Gründung seiner zweiten Stiftung, so erzählt er es selbst, war die Begegnung mit der Schimpansenforscherin Jane Goodall. Sie stellte ihm eine simple Frage, die er seitdem bei seinen Auftritten auch an sein Publikum richtet: »Wenn wir Menschen, wie wir immer behaupten, die intelligenteste Art auf dem Planeten sind, warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause?«
Es sind solche pointierten Fragen und Bilder mit denen er nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz seiner Zuhörer*innen erreicht. Am Vormittag des 20. September waren sein Publikum 300 Neunt- bis Zwölftklässler*innen aus Lörrach und der Region. Sie hörten gebannt zu, lachten und diskutierten. Danach erklärten einige von ihnen, sie hätten den Ernst der Lage erst jetzt begriffen – und würden sich ab sofort engagieren. Auch nach der Veranstaltung am Abend verließen inspirierte und motivierte Menschen die nahezu ausverkaufte Sporthalle Brombach mit einem Strahlen im Gesicht und dem Willen, etwas zu verändern
Aber wie gelingt es Eckart von Hirschhausen Menschen ins Handeln zu bringen? Dies war eine der Fragen, die wir nachmittags in kleinerer Runde mit ihm, Stiftungskolleg*innen und lokalen Engagierten diskutierten. Es ging dabei insbesondere um den Zusammenhang zwischen Klimakrise und der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, die unsere Demokratie gefährdet. Die Engagierten aus der Region trieb vor allem die Frage um: Wie erreicht man diejenigen, die man nicht sowieso schon überzeugt hat?
Eine ernüchternde Erfahrung, von der sowohl die ehrenamtlich Engagierten als auch unser Gast berichteten, war, dass es wenig Sinn macht, sich in Diskussionen mit denjenigen aufzureiben, die Klimaschutz für »Fake News« halten und Wissenschaftlicher*innen für Marionetten einer Weltverschwörung. Wir sollten uns auf die Abgehängten und Enttäuschten konzentrieren, die nicht mehr daran glauben, das Schicksal selbst in der Hand zu haben und sich daher aus allem Politischen und Gesellschaftlichen zurückgezogen haben – also auf diejenigen, die unsere Förderpartnerin More in Common als »das unsichtbare Drittel« identifiziert hat. Für Eckart von Hirschhausen liegt der Schlüssel im Erreichen dieser Gruppe in der Balance zwischen notwendigem Aufrütteln und Optimismus: Es brauche ein Aha-Erlebnis und dann Therapiemaßnahmen – ein Verständnis für die Dringlichkeit des Problems und gleichzeitig die Perspektive auf Lösungen. Je mehr bedrohliche Nachrichten wir hören, desto mehr gehen wir in Schockstarre und Abwehr. Hier könne man mit positiven Narrativen viel erreichen. Menschen müssten sich konkret betroffen fühlen, um aktiv zu werden und gleichzeitig das Gefühl haben, dass sie noch etwas tun können und ihr Beitrag zählt.
Die Verantwortung für einen notwendiges Umdenken darf jedoch nicht allein auf die individuelle Ebene abgeschoben werden. Wir brauchen vielmehr eine gemeinsame Anstrengung und neue Allianzen in den bestehenden Strukturen, auch das war eine zentrale Botschaft, die Eckart von Hirschhausen mit nach Lörrach brachte. Die Zeit drängt und es ist wichtig zu verstehen, dass der Klimawandel alle gesellschaftlichen Bereiche betrifft und daher auch als gemeinsames Thema angegangen werden muss.
Auch wir als Stiftung sehen Klimaschutz in unserer eigenen Arbeit und Organisation als Querschnittsthema: Es hat Relevanz für alle unsere Förderprogramme, aber auch für alle internen Bereiche. Hier stehen wir am Anfang eines Weges. Aber wir haben uns auf den Weg gemacht. Wir hoffen, noch mehr Menschen werden schnell erkennen, dass wir nicht mehr viel Zeit für den dringend notwendigen Wandel haben und sich gemeinsam auf die Suche nach konstruktiven Lösungen machen.
Dieser Beitrag ist in unserem Newsletter vom Oktober 2023 erschienen. Keine Ausgabe mehr verpassen? Hier geht es zur Newsletter-Anmeldung.