Illustration: AdobeStock
Um nachhaltig erfolgreich sein zu können, benötigen NGOs und Sozialunternehmen stabile Unterstützungsstrukturen. Die Schöpflin Stiftung möchte Initiativen und Organisationen stärken, vernetzen und etablieren, die sich themenübergreifend für die Belange zivilgesellschaftlicher Organisationen einsetzen und diese strukturell stärken.
Sozialunternehmen und NGOs übernehmen als Akteur*innen der Zivilgesellschaft Verantwortung und erarbeiten innovative Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen. Wir sind überzeugt, dass wir den komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit nur begegnen können, wenn wir die Individualorganisationen verlassen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Doch Organisationen im gemeinnützigen Sektor fehlen meist die Ressourcen, um in Kollaborationen oder eine organisierte starke Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu investieren. Als Stiftung sehen wir eine echte Chance darin, Räume für Austausch, Netzwerken und kreatives Denken für all diejenigen zu schaffen, die sich für das Gemeinwohl engagieren.
Im Programmbereich »Infrastruktur & Beziehung« fördert die Schöpflin Stiftung sogenannte Backbone-Organisationen. Dabei unterscheiden wir im Wesentlichen zwei Bereiche:
Zum einen stellen wir Netzwerkorganisationen in den Fokus, die gezielt Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit für die Interessen zivilgesellschaftlicher Akteur*innen leisten. Es geht um die Bündelung von Ressourcen, um die öffentliche Wahrnehmung zu stärken und den Belangen der Sozialunternehmen und NGOs auch in der politischen Debatte ein größeres Gewicht zu verschaffen. Wir suchen Initiativen, die die Beziehungsarbeit in und zwischen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen in den Fokus ihres Wirkens stellen, den Zusammenhalt in und zwischen den Sektoren, aber auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene stärken. Wir sind davon überzeugt, dass die Beziehung und die Qualität des menschlichen Miteinanders zentrale Bausteine für ein stabiles Fundament einer aktiven Zivilgesellschaft sind.
Zum anderen geht es uns um den Aufbau resilienter Strukturen – in den Organisationen, aber auch der Menschen, die Organisationen mit ihrem Engagement zu dem machen, was sie sind. Wir suchen und unterstützen Initiativen, die Angebote speziell für den Sektor schaffen und die Akteur*innen beim Aufbau nachhaltiger Organisationsstrukturen unterstützen – sei es in finanzieller, personeller oder strategischer Dimension. Denn nur mit stabilen und widerstandsfähigen Strukturen im Innen, können die Akteur*innen die volle Wirkung in ihrem Thema und im Außen entfalten. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf das Thema Wellbeing.
Diejenigen, die sich aktiv für den sozialen Wandel und den Aufbau einer gesunden und gerechten Gesellschaft einsetzen, bringen meist eine beachtliche intrinsische Motivation mit, die sie veranlasst zum Teil bis weit über die eigenen Grenzen für das Erreichen dieser Ziele zu gehen. Die Arbeit im Zentrum sozialer Probleme, ist vielfach verbunden mit finanzieller Unsicherheit oder einer stressigen Umgebung, die keine Selbstreflexion oder Selbstfürsorge zulässt. Die Folge sind Burnout, gesundheitliche Probleme und Zusammenbrüche in Beziehungen. Wir glauben an die Strahlkraft, die das innere Wohlbefinden innerhalb von Einzelpersonen in ihre Organisationen und sogar im gesamten Sektor entwickeln kann und damit effektive soziale Veränderungen begünstigt.
Unser Förderpartner betterplace lab bietet z. B. ein Format an, wie Menschen, die sich fürs Gemeinwohl einsetzen, mehr Wohlbefinden in sich selbst und im Arbeitsalltag unterstützen können (well:being), und ein weiteres, um erfolgreicher Kollaboration den Weg zu ebnen (co:lab). Wie wichtig und hilfreich das Thema »Beziehung« für die Entwicklung einer Organisation sein kann, haben wir selbst erlebt. Im Team der Förderstiftung haben wir 2020 einen Organisationsentwicklungsprozess begonnen, unter anderem mit dem Ziel, die Silos unserer Programmbereiche zu verlassen, um themen- und bereichsübergreifend fördern, begleiten und vernetzen zu können. Wir sind überzeugt, dass wir durch strategischen Querverbindungen zwischen den Themen mehr Synergien bündeln und so letztendlich mehr Wirkung erzielen können. Doch uns war klar, dass dies ein Umdenken in der Form unserer Zusammenarbeit erfordert, dass wir lernen müssen, uns gegenseitig mehr mitzudenken und als echtes Team zu agieren. Der Schlüssel liegt für uns in der Beziehung innerhalb, aber auch zwischen Organisationen als Basis für co-kreatives Arbeiten und starke Kollaborationen.
Wir haben Glück, denn wir starten mit dem neuen Programmbereich »Infrastruktur & Beziehung« nicht von Null. Die Idee – wie auch der Programmbereich selbst – sind, wie so vieles in der Schöpflin Stiftung, organisch gewachsen. Zum Teil bereits seit mehreren Jahren haben wir mit Project Together, Phineo, SEND e.V., dem betterplace lab, More in Common und Wider Sense starke Partner*innen an unserer Seite, die Netzwerke und Beziehungen im Sektor stärken und den Aufbau resilienter Strukturen begleiten. Bei ihnen möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich für ihr aktives Mitdenken bei der strategischen Ausrichtung dieses neuen Programmbereichs bedanken.
Dieser Artikel ist in unserem Newsletter Schöpflins Schaufenster 04/2021 erschienen.
Autorin: Daniela Metzger, Programmleitung Infrastruktur und Beziehung
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